Ursprünglich zur Veredelung von Textilgeweben entwickelt, liegen heute zahlreiche Studien vor, die die Modifizierung von Holz mit Textilvernetzern wie 1,3-Dimethylol-4,5-Dihydroxyethylenharnstoff (DMDHEU) prozesstechnologisch untersuchten und die die Eigenschaften entsprechend behandelten Holzes in Labor- und Feldversuchen analysierten. Als biozidfreie Holzmodifizierungstechnologie erhöht eine Behandlung von Holz mit Textilvernetzern die Dimensionsstabilität, Oberflächenhärte und Resistenz gegen holzzerstörende Pilze, Termiten und marine Organismen deutlich und dauerhaft. Dies bietet vielversprechende Perspektiven, Holzarten mit geringer natürlicher Dauerhaftigkeit für Außenanwendungen nutzbar zu machen, sodass mit DMDHEU modifizierte Kiefer (Pinus sylvestris) bereits für den Fensterbau zugelassen wurde. Forschungsaktivitäten der vergangenen Jahre legten den Fokus auf die Prozessoptimierung (Laubholzarten, Reduktion Versprödung), zeigten Optionen für formaldehydfreie Behandlungen auf und integrierten zusätzliche Effekte (Flammschutz, Farbstoffe, Hydrophobierungsmittel) in die Technologie. Maßgeblich für benannte Verbesserungen im Eigenschaftsprofil sind dabei die Modifizierung der Holzzellwand sowie eine homogene und ganzheitliche Behandlung der zu schützenden Holzprodukte, was die Technologie vor allem im Bereich der Behandlung von Massivholz auf tränkbare Holzarten beschränkt. Für Kiefer und ausgewählte Laubholzarten wird das „Technology Readiness Level“ (TRL) der Modifizierungstechnologie als „hoch“ eingestuft. Eine industrielle Produktion ist bislang jedoch nicht etabliert. Analog zur Historie artverwandter Modifizierungsansätze bedarf eine erfolgreiche Umsetzung im industriellen Maßstab neben finanziellen Investments vor allem der Schaffung von Netzwerken zwischen der chemischen Industrie, Holzindustrie, Technologieprovidern sowie Materialforschungsanstalten. Jüngste Forschungsaktivitäten zwischen der Georg-August-Universität Göttingen, Archroma IP GmbH und verschiedensten, holzverarbeitenden Betrieben (Massivholz, Furnierwerkstoffe) initiierten entsprechende Netzwerke und fokussieren derzeit eine technologische Umsetzung im industriellen Maßstab.